Ausstellungstext

Die Hauptausstellung zeigt die Geschichte Gotlands von seinen Anfängen vor 400 Millionen Jahren bis hin zur heutigen Landschaft.

Das Leben in einem alten Korallenriff!

Gotland ist speziell. Hier wimmelt es nur so von Vögeln, prachtvollen Blumen und geheimnisvollen Steinen. Der Kalk in der Erde und das milde Klima bestimmen den Rhythmus. Aber vielleicht ist es der Mensch, der die Natur am meisten beeinflusst – sowohl im Guten als auch im Schlechten.

Wir hoffen, dass unser Naturum zu Fragen anregt: Wird die Tapezierbiene dieses Mal überleben? Sind die vielen Wacholderbüsche auf Gotland noch natürlich? Vor allem aber hoffen wir, dass Sie wieder hinaus in die Natur gehen und diese neu erleben. Unsere Geschichte beginnt mit einem Korallenriff vor 420 Millionen Jahren. Wie sie weitergeht, liegt in unserer Hand.

Willkommen im Naturum Gotland. Willkommen in Gotlands Natur!

Gotland wurde vor 420 – 430 Millionen Jahren, in der so genannten Silur-Epoche, in einem flachen und warmen Meer von Meerestieren geschaffen. Hier lebten Korallen, Tintenfische, Muscheln, Moostiere und Schwämme, Seelilien, Armfüßer und Trilobiten. Starben diese, sanken sie zum Meeresboden hinab. Über Millionen von Jahren wurde dieser Bodenschlamm komprimiert, bis er hart war wie ein Stein. Kalkstein. Die Tiere und Pflanzen wurden so in Gestein und Fossilien umgewandelt. Sehen Sie sich nur den Boden an! Er ist voll von Fossilien.

Gotland bewegt sich so schnell, wie Ihre Nägel wachsen

Die gesamte Landmasse auf der Erde bewegt sich. Dies nennt man Kontinentalverschiebung. Vom tropischen Meer südlich des Äquators, wo Gotlands Kalksteinfelsen vor 420 Millionen Jahren entstanden sind, hat sich die skandinavische Halbinsel mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Zentimetern pro Jahr nach Norden bewegt. Auf den Kalksteinklippen setzten sich dann die Ablagerungen späterer Epochen ab. Wir wissen nicht, wie tief “Gotland” in der Zwischenzeit gesunken ist, aber darauf lebten Dinosaurier und andere Tiere, die nun ausgestorben sind. Die Schichten, die aus den Ablagerungen dieser Epochen entstanden sind, erodierten jedoch, weshalb man heute keine Dinosaurierskelette mehr auf Gotland finden kann. Während der letzten Eiszeit wurde das Grundgestein abgeschliffen und Gotlands Kalksteinfelsen tauchten vor 10 000 Jahren wieder auf.

Ps.: Die Reise ist jedoch nicht zu Ende. In 100 Millionen Jahren wird Gotland in etwa da sein, wo Sibirien heute liegt. Auch Afrika bewegt sich nach Norden und wird mit Europa verschmelzen, während Amerika über den Atlantik nach Osten segelt.

Wer hat auf Gotland das Sagen?

Antwort: der Kalkstein! Er bestimmt, wo sich Grundwasser im Boden befindet. Wo der Wald am besten wächst und wo die Äcker ihren Platz haben. Welchen Kräutern und Schmetterlingen es hier gefällt. Und welchen Vögeln. Wie die Landwirtschaft funktioniert und warum so viele Häuser weiß sind. Ohne Kalkstein kein Gotland.

  1. Hoburgsmarmor ist Kalkstein aus Hoburgen. Er hat eine rötliche Farbe und ist voll von Fossilien. Gotlands Landschaftsstein!
  2. Kalkstein wird häufig als Baumaterial für gotländische Häuser und Steinmauern eingesetzt. Wird der Stein gesägt oder geschliffen, wird er weiß und die Fossilien sind nicht länger zu sehen.
  3. Bei polierter Oberfläche sind die Fossilien nicht deutlich sichtbar.
  4. Sandstein gibt es nur im Süden Gotlands. Dieser besteht aus altem Sandboden, der zu Stein gepresst wurde. In seltenen Fällen kommen Fossilien darin vor, wie diese Muscheln.
  5. Sandstein ist leicht zu schneiden und hält Hitze sehr gut stand. Daher wurde der Kamin auf gotländischen Höfen oft aus Sandstein aus Burgsvik gebaut. Im 17. Jahrhundert wurde dieser “Burgsvik-Kamin” in viele schwedische und dänische Schlösser exportiert. Sandstein wurde auch verwendet, um feine Schleifsteine zum Schärfen von Messern und Äxten herzustellen. Der Wetzstein aus Gotland ist berühmt.
  6. Haben Sie auf Gotland schon Granitstein gesichtet? Dann war es die Eiszeit, die diesen geschliffen hat.

Man nennt uns Conodonten

Kleine, aalähnliche Tierchen mit scharfen Zähnen. Wir existierten in großen Mengen für mehrere hundert Millionen Jahre während des Silurs. Schon in einem sehr kleinen Stück gotländischen Kalksteins können Sie viele von uns finden.

Da wir jedoch kein Skelett hatten, blieben nur unsere Zähne übrig. Die Widerhaken auf unseren Zähnen sind 0,2 – 5 Millimeter lang und am besten unter dem Mikroskop zu sehen. Da sich diese über Millionen von Jahren hinweg weiterentwickelt haben, können Wissenschaftler anhand unserer Zähne das Alter von Kalkstein bestimmen.

Aber wie sahen wir wirklich aus? Dies ist eines der großen Geheimnisse der Naturgeschichte. Mit Hilfe einzelner Fossilien haben Forscher versucht, unser Aussehen zu erraten. Vielleicht so?

10 000 Jahre sind nicht viel. Dennoch hat sich die Ostsee in dieser Zeitspanne dramatisch verändert. Vor 10 000 Jahren begann das Eis über den nordischen Ländern, sich weiter nach Norden zurückzuziehen. Der mehrere Kilometer dicke Gletscher war so schwer, dass die Erdkruste nach unten gedrückt wurde. Als das Eis verschwand, wollte das Gestein wieder nach oben und durchbrach die Wasseroberfläche. Die zum Vorschein gekommenen Meeresböden wurden zu den heute bekannten Karlsö-Inseln, den Högklint-Klippen außerhalb von Visby, der vorgeschichtlichen Wallburg Torsburgen und den Hoburg-Klippen im Süden Gotlands. Zuerst siedelten sich dort Kräuter und Gras, Vögel und Insekten an. Dann Menschen. Vor 9000 Jahren lebten Steinzeitjäger in einer Höhle auf der Insel Stora Karlsö.

Ein krankes Meer auf dem Weg der Besserung

Die Ostsee ist ein einzigartiges Binnenmeer mit Süßwasser im Norden und immer mehr Salzgehalt, je weiter man nach Süden kommt. Es ist außerdem sehr flach. Die durchschnittliche Tiefe beträgt nur 56 Meter. Schadstoffe und Überdüngung sind daher für die Ostsee eine größere Gefahr, als beispielsweise für das Mittelmeer, das durchschnittlich 1500 Meter tief ist und somit etwa 30 mal so viel Wasser enthält, das die Schadstoffe verdünnen kann.

Heute sind Fische wie Hecht und Kabeljau fast gänzlich von den Küsten Gotlands verschwunden, und an vielen Stellen sind die weißen Sandböden mit klebrigen Algen bedeckt. Dem Meer geht es nicht gut.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Seit einigen Jahren nehmen Giftstoffe und Überdüngung ab und ehemals gefährdete Tiere wie der Seehund und der Seeadler sind wieder oft zu sehen, der Barschbestand und der Blasentang wachsen wieder. Vielleicht ist die Ostsee nun auf dem Weg der Besserung und wird wieder gesund.

Die Strandwiese – Meer, Gras und Kühe

Das Meer, die Heuernte und das Weidevieh haben die Strandwiese Gotlands geschaffen. Wenn das Meer die Wiese überschwemmt, spült das Wasser Tang auf die Fläche, der den Boden düngt. Die weidenden Tiere finden auf der Strandwiese nährstoffreiches Futter und halten das Gelände offen. Auf der Wiese ist die Vogelfauna reich. Wird die Strandwiese nicht beweidet oder gemäht, wächst sie schnell zu und wird von den Vögeln gemieden. Hier auf Sudret gibt es mehrere Strandwiesen.

Buffet am Strand

Es ist kein Zufall, dass die Strandwiese der Lieblingsplatz vieler Vögel ist. In den feinkörnigen und nährstoffreichen Böden wimmelt es nur so von Kleinlebewesen. Auch das flache Wasser lädt die Vögel zum Schmaus.

Das Alvar – Gotlands Wüste

Auf den kargen Korallenkalk-Ebenen Gotlands leben Gebirgs- und Mittelmeerpflanzen Seite an Seite. Der Kalkboden ist dünn, an manchen Stellen ist das Grundgestein gar nicht mit Erde bedeckt. Um in diesem Gelände zu überleben, müssen Pflanzen und Tiere mit großer Hitze, eisiger Winterkälte, extremer Trockenheit und Überschwemmungen zurechtkommen. Nehmen Sie gerne draußen den Boden unter die Lupe und bewundern Sie die Flechten, Kräuter und Insekten, die mit den harten Lebensbedingungen auf den Alvarflächen fertig werden.

Keine Kühe, keine Schafe – keine Alvarflächen

Damit die Korallenkalk-Ebenen nicht mit Wacholdersträuchern, Schlehen, schwedischen Mehlbeeren oder Waldfkiefern zuwachsen, müssen sie beweidet werden. Nachdem 1887 die Schafe von der Insel Stora Karlsö abgezogen worden waren, wuchsen die Alvarflächen zu. Im Gegensatz zu vielen anderen Alvarflächen wurden diese Gebiete aber in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Inzwischen gibt es hier sogar wieder Schafe.

Die Bilder unten entstanden im August bzw. Oktober 2004 und zeigen die Alvarflächen auf Stora Karlsö vor und nach dem Roden.

So wenig Alvarflächen gibt es aus der Welt

Ganze 71 Prozent der Korallenkalk-Ebenen der Welt sind auf Gotland, Öland und Västergötland zu finden. Die restlichen Korallenkalk-Ebenen liegen in Estland und Nordamerika. Auf Gotland gibt es überall Alvarflächen, aber die größten Gebiete finden Sie in Sundre, auf Östergarnslandet und auf Fårö.

Die Laubwiese – eine lebendige prähistorische Stätte

Die Laubwiese ist ein lebendes Kulturerbe, dessen Ursprung in der Eisenzeit liegt. Früher war die mit Laubbäumen bestandene Wiese im Rahmen der landwirtschaftlichen Versorgung wichtig. Obwohl sie heute nicht mehr die gleiche Funktion erfüllt wie in früheren Zeiten, wird für ihr weiteres Bestehen gesorgt. Unsere Vorfahren pflegten ihre Laubwiesen über Generationen, um auf dem Grasland möglichst viel Viehfutter ernten zu können. Ihre beharrliche Arbeit schuf den artenreichsten Lebensraum Schwedens. Auf einer gut gepflegten Laubwiese können auf einer Fläche von einem Quadratmeter 50 Blumen- und Grasarten wachsen. Zählen Sie doch selbst einmal nach!

Die Wiese ist die Mutter des Ackers

Je größer die Wiesenfläche eines Hofes war, desto mehr Vieh überlebte den Winter und desto mehr Mist konnte man auf den Äckern ausbringen – daher auch die Redewendung „Die Wiese ist die Mutter des Ackers“. Als (in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) Kunstdünger und Traktoren aufkamen, brauchte man die Wiese nicht mehr. Einige Wiesen wurden bebaut, andere wuchsen zu. Gotland hat immer noch relativ viele Laubwiesen – wenn die Wiesenfläche früher auch um ein Vielfaches größer war.

Das Moor – Kinderzimmer, Speisekammer und Kläranlage

Feuchtgebiete bieten Fröschen, Libellen und vielen anderen Tieren perfekte Kinderzimmer und eine wohl gefüllte Speisekammer. Früher spielten Feuchtgebiete eine wichtige Rolle in der Versorgung der Bewohner Gotlands: Auf den Mooren konnte man jagen, fischen, Heu ernten und das Vieh weiden lassen.

Die Feuchtgebiete sind auch heute noch lebenswichtig. Sie füllen das Grundwasserrservoir auf und reduzieren die Überdüngung, indem sie Stickstoff einlagern. Heute renaturiert man alte, drainierte Moore im Rahmen des Artenschutzes und zur Verbesserung der Grundwasserqualität. Ohne Wasser kein Leben!

Scharfes Gras macht gute Dächer

In früheren Zeiten verwendete man Schneidried vor allem, um Schuppen- und Stalldächer zu decken: Die scharf gezähnten Blätter lassen sich gut miteinander verbinden. Ein gutes Dach aus Schneidried konnte vierzig Jahre halten. Damit der Regen richtig abfließen konnte, baute man die Dächer steil. Das traditionelle gemeinschaftliche Decken eines Gebäudes endet mit einem großen Fest.

Der geblümte Kiefernwald Gotlands

Im Kiefernweidewald finden Sie keine Heidel- und Preiselbeeren und keine moosbewachsenen Anhöhen. Und auch keine Elche. Stattdessen wird der Wald im Frühling von Leberblümchen und Buschwindröschen geschmückt und lockt auch sonst mit reicher Blütenpracht und saftigen Grasflächen. Es ist der Kalksteinboden, der für das gute Gedeihen der Pflanzen sorgt. Aber Gotland hat auch mehr Sonne und weniger Niederschläge als das schwedische Festland, weshalb der Kiefernwald hier trockener ist. Außerdem lassen die Bewohner Gotlands ihr Vieh seit Jahrtausenden im Wald weiden. Die alten, krummen Waldkiefern sind ein Paradies für Vögel und Insekten.

Das erste Waldschutzgesetz

Im 17. Und 18. Jahrhundert wurde der Kiefernwald abgeholzt, um Brennstoff für die wachsende Kalkindustrie zu beschaffen. Zur gleichen Zeit war Gotland ein wichtiger Holz- und Teer-Exporteur (Gotland wurde auch Klein-Norrland genannt).

Wegen der weidenden Kühe konnte der Wald kaum nachwachsen. Als Reaktion auf den Raubbau bekam Gotland im Jahr 1869 das erste Waldschutzgesetz Schwedens. Heute ist fast die Hälfte Gotlands mit Wald bedeckt.

Kleiner See oder große Pfütze?

Die extrem dünne Erdschicht auf den Alvarflächen kann Regen und geschmolzenen Schnee kaum aufsaugen. Deshalb bilden sich in den Vertiefungen im Grundgestein kleine Seen. Im Sommer trocknen die Gewässer aus; der Kalk, den das Wasser mit sich geführt hat, fällt aus und wird zu Kalkkreide. Auf dem Bild sieht man ein ausgetrocknetes Gewässer mit Kalkkreide, die fein gemustert aufgesprungen ist. Die Struktur wird von den Steinen verstärkt, die sich in einem Würfelmuster anordnen, wenn der Boden abwechselnd gefriert und auftaut.

Eine der für die Korallenkalk-Ebenen typischen Pflanzen ist der Wilde Thymian (Thymus serpyllum). Die schmalen, harten Blätter dieses niedrigen Halbstrauches verbreiten ihren aromatischen Duft über die Landschaft.

Riechen Sie nur!

Was riecht man denn da?!

Bei starkem Wind wird am Boden wachsender Tang abgerissen und an die Strände getrieben. Wenn der Tang verrottet, kann er einen strengen Geruch ausströmen.

Riechen Sie mal!

Wer hat’s fallen lassen?

Vögel und Vogelgesang in allen Ehren – die Tiere machen sich aber nicht nur über ihren Mund, sondern auch über ihre hintere Öffnung bemerkbar… Hier erfahren Sie, welches Exkrement von welchem Tier stammt. Geben Sie zuerst einen Tipp ab und heben Sie dann den Deckel, um Ihre Antwort zu überprüfen. Viel Glück!